Menu
Menü
X

Die Evangelische Kirche in Kubach

Die ev. Kirche von Kubach befindet sich zusammen mit dem benachbarten Pfarrhof am westlichen Ende des ursprünglichen Ortskern. Sie entstand 1782-84 und ersetzte einen Vorgängerbau des frühen 16. Jahrhunderts, der sich auf dem heutigen Gelände des alten Friedhofs befand. 

Die Entstehungsgeschichte der Kirche

Die ersten Planungen begannen bereits 1777, als die Gemeinde das fürstliche Konsistorium in Weilburg bat, einen Kirchenneubau zu gestatten, da ihre alte Kirche baufällig wäre. Im folgenden Jahr begutachtete der Weilburger Bauinspektor Johann Ludwig Leidner das alte Gotteshaus und riet gleichfalls zu einem Neubau. Im Oktober desselben Jahres wurde ein Garten, der direkt neben dem Pfarrhaus lag, als geeigneter Bauplatz angekauft. Im Mai 1781 vermaß J.L. Leidner die alte Kirche, um deren Größe  mit der neu zu erbauenden zu vergleichen- offensichtlich lag also deren Bauplan bereits vor. Die undatierte Zeichnung, die die Fassadenansicht sowie den Grundriss mitsamt den Einbauten der Kirchenbänke, des Altars und der Kanzel zeigt, blieb erhalten und trägt auch die Unterschrift Leidners. Der eigentliche Baubeginn zog sich aber etwas hin, da die Gemeinde Kubach nicht nur keine finanziellen Rücklagen hatte, sondern sogar hoch verschuldet war.  In einem Bericht von  Carl von Nassau  wird von 4589 Gulden Gesamtbaukosten berichtet, eine  Schlussabrechnung hat sich jedoch nicht erhalten. Die Baukosten wurden fast gänzlich vom Landesherrn selbst getragen. Hinzu kamen Hand- und Spanndienste der Kubacher Einwohnerschaft sowie Bauholzspenden und Transportdienste von Freienfels sowie anderen Gemeinden des Amts Weilburg. Im Frühjahr 1782 konnte endlich mit den arbeiten begonnen werden, im November 1784 fand die Einweihung der fertigen Kirche statt.

Die Architektur der Kirche

Es entstand ein frühklassizistischer Saalbau mit verschiefertem Walmdach, der von einem hohen, achteckigen Dachreiter mit Zwiebelhaube und Laterne bekrönt wird. Mehrere große Gaubenfenster mit Dreiecksgiebeln beleben die Dachflächen. Der Putzbau wird einzig durch seine hohen Rundbogenfenster mit leicht herabgezogenen Keilsteinen sowie einer aufgemalten Quadereinfassung der Gebäudekanten gegliedert. Die zentrale Achse der Straßenseite mit dem Haupteingang ist als Risalit ( vor die Bauflucht tretender Gebäudeteil) ausgebildet, der mit einem Dreiecksgiebel als Würdezeichen überhöht wird. Über dem Eingang befindet sich ein geschwungenes Zierfeld, das mit einem Gesimsstück bekrönt wird. Es trägt die Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe“. Das Hauptportal wie auch die beiden Nebeneingönge an den Schmalseiten besitzen noch ihre originalen Türblätter mit quadratischen, diamantierten Füllungen und halbrunde Oberlichter mit strahlen förmigen Sprossenteilungen.

Betritt man durch das Hauptportal das Kircheninnere steht man – für viele überraschend- schon recht nah am Hauptaltar und der sich direkt dahinter erhebenden Kanzel. Beide finden sich genau in der Mitte der Längsseite gegenüber dem Eingang. Wie die erhaltene Planzeichnung zeigt, stand der Altar ursprünglich etwas weiter vorn im Kirchenschiff, die südlichen Bankreihen waren zum Gang orientiert. Quergerichtete Kirchenräume, in welchen der Altar nicht, wie gewohnt, an der schmalen Stirnseite, sondern in der Mitte einer Breitseite steht, sind ein typisch evangelisches Phänomen.

Man  findet diese Bauform ab 1700 bei städtischen und ländlichen Pfarrkirchen in Nassau wie auch in anderen protestantischen Gegenden.  Sie galt als besonders geeignet für Gottesdineste, bei denen das gesprochene Wort und nicht wie bei den Katholiken die Messfeier im Mittelpunkt stehen. Ein wichtige Beispiel diese Bautyps ist die Weilburger Schlosskirche von 1707-13, an der sich der Kubacher Sakralbau, aber auch andere Kirchen der Umgebung wie Niedernhausen, Gräveneck, Neunkirchen/Westerwald u.a. orientierten. Neben den schlichten Bankreihen bietet eine hölzerne Empore, die nur durch die Kanzel unterbrochen wird, Platz für die Gottesdienstteilnehmer. Der Saalraum und die Empore sind sehr schlicht gestaltet, so dass nichts vom Hören des Wortes ablenkt. Einzig eine von Profilen eingefasste Voute (Kehlgesims) markiert den Übergang von den Wänden zur verputzten Holzdecke. Die Empore wird von sehr schlanken, farbig marmorierten Säulen gestützt. Zwei Treppen , deren Geländer aus Brettbalustern bestehen, führen an den beiden Schmalseiten der Kirche in die Höhe.

Nur der Kanzelaltar und die Orgel sind durch einige Dekorelemente hervorgehoben. Den von einer Säule getragenen Kanzelkorb verzieren aufgemalte lanzettförmige Blattmotive und einfache Felderungen. Der niedrige Schalldeckel zeigt auf der Unterseite eine plastische Darstellung des Auge Gottes innerhalb eines  Strahlenkranzes. Die Vorderseite des Lesepultes ist mit einem kleinen Bild geschmückt, welches die aufgeschlagenen Bibel, darauf die Inschrift: „Luc 2,28 ER aber sprach Ja seelig sind die Gottes Wort hören und bewahren“ (eigentlich Lukas 11, 28. Die Kapitelangabe ist offensichtlich von Anfag an falsch gewesen oder bei einer „Restaurierung“ fehlerhaft erneuert worden!). Verkündigung für den evangelischen Gottesdienst zeugt, blickt auf eine sehr lange protestantische Tradition zurück und findet sich erstmals in der Schlosskirche von Torgau um 1540. 

Eine Besonderheit des Kubacher Kirchenraums ist hingegen das große Medaillonfenster direkt hinter der Kanzel, so dass der Prediger des Evangeliums vor einer Lichtscheibe gleich einem Heiligenschein steht! Das Glasgemälde zeigt eine Darstellung des Lammes Gottes mit Kreuzfahne und Kreuznimbus, aus dessen Seite ein Blutstrom fließt. Dieses Bild ist ein seit dem frühen Christentum weit verbreitetes Symbol für Jesus Christus und dessen Erlösertat. Es stammt ursprünglich aus der alten katholischen Pfarrkirche am Lahntor in Weilburg und wurde um 1885 geschaffen. Dank einer Stiftung der Ev. Frauenhilfe Kubach konnte es 1983 erworben werden. Vergrößert durch ein neues gelbliches Kathedralglas wurde es in die Öffnung eingesetzt.

Die Orgel

Die Orgel, die sich über dem Haupeingang erhebt, ist aus der Werkstatt des angesehenen Orgelbauers Daniel Raßmann in Möttau und stammt aus dem Jahre 1842. Sie kostete die Gemeinde 1100 Gulden. Das für die Biedermeierzeit übliche schlichte Orgelgehäuse zeigt ein dreiteiliges Prospekt und einige klassizistische Ornamente wie Lorbeergehänge und Rankenwerk.

Sie besitzt folgende Manualregister: Prinzipal 4´, Salicional 8´, Gedackt 8´, Bordun 8´, Flöte 4´, Spindelflöte 4´, Oktave 2´, Mixtur 1 1/3´; sowie Pedalregister: Fagott 16´, Subbaß 16´, Octavbaß 8´sowie eine Pedalkoppel.

Auch nach der Elektrifizierung der Orgel blieben die beiden großen ledernen Blasebälge auf dem Dachboden der Kirche erhalten. Ein Helfer bediente die Winderzeugung, indem er die beiden Pedale eines hölzernen Gestells trat, das sich an der Wand direkt neben dem Orgelsitz befindet. 

Gedenktafel und Glocken

An der östlichen Schmalseite der Kirche hängt eine Gedenktafel aus grauem Villmarer Marmor, die an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 erinnert. Sie ist 1895 anlässlich des 25. Jahrestages des deutschen Sieges gestiftet und im Rahmen eines Gottesdienstes aufgehängt. Genannt werden alle Kriegsteilnehmer aus Kubach und Freienfels, von denen jedoch keiner gefallen ist, sowie in den Ecken die wichtigsten Kriegsschauplätze. Die ursprünglichen großen Kirchenglocken, die im ersten Weltkrieg abgeliefert worden waren, wurden 1928 ersetzt- sie befinden sich noch heute im Turm. Daneben existiert noch die ehemalige Sturmglocke von 1819, die im Haus des Geschichtsvereins aufbewahrt wird. 

Pfarrhaus

Evangelische Kirchengemeinde Kubach-Hirschhausen
Evangelische Kirchengemeinde Kubach-Hirschhausen

Westlich der Kirche auf gleicher terrassierter Höhe über der Straße findet sich das 1835 erbaute Pfarrhaus. Es ist ein klassizistischer Bau mit gleichmäßiger Teilung der Fassaden in Achsen verschiedener Breite, einem profiliertem Kranzgesims und zeittypischem Satteldach.

 

Text: Dr. Verena Fuchß

top